Visitenkarten strategisch in Verhandlungen einsetzen

Wer kann ihnen entkommen? Billig-Visitenkarten mit Word-Cliparts oder gleich die Variante mit 200 kostenfreien Standard-Visitenkarten samt Druckerei Werbung auf der Rückseite. Sparsamkeit beginnt oft bei der Visitenkarte und dem Unternehmensfolder. “Hat sich doch ohnehin überholt“ wird argumentiert. Doch dabei werden einige ganz entscheidende Punkte übersehen.

Warum sind Visitenkarten im Digitalzeitalter überhaupt noch wichtig?

  • Eine Visitenkarte ist oft der erste phyische Kontakt einem neuen Menschen und hilft dabei, diesen als Kunden und die Verhandlung zu gewinnen. Schlimmer noch ist die Situation bei Dienstleistern: Hier ist dies zuweilen die einzige tangible “Zuwendung”, die jemals hergegeben wird. Dem entsprechend wirken hier gleich mehrere Wahrnehmungstücken gleichzeitig ein (siehe Der Verhandlungsmeister Checkliste S 108):
  • Der erste Eindruck (Primacy Effekt) wird überproportional stark bewertet und bleibt wesentlich länger im Gedächtnis
  • Beobachtungen werden in Folge unbewusst so selektiert, dass der erste Eindruck bestätigt wird: “Ich habe es ja gleich gewusst.
  • Daher wird die folgende Leistungs- und Preispräsentation im Lichte des Visitenkarteneindrucks gesehen. Es kommt hier also leicht zu einem Teufelskreis.
  • Visitenkarten werden oft nach den Gesprächen “noch einmal hergenommen”, betastet und wechseln einige Male die Position. Sie werden daher öfters angesehen, als nur bei der Übergabe.
  • Visitenkarten werden gelesen! Das ist im Zeitalter der Reizüberflutung eine ganz wesentliche Chance.
  • Das letzte, was Ihre Visitenkarte also sein sollte, ist langweilig und austauschbar. Ihre Visitenkarte ist der Spiegel Ihres Unternehmens und Ihrer Leistungen. Dementsprechend sollten Sie in das Design und den Druck Ihrer Visitenkarte investieren und unbedingt einen Profi dafür hinzuziehen.

5 Tipps für den strategisch richtigen Einsatz der Visitenkarte bei Ihrem Verhandlungspartner

1. Billige Visitenkarten wirken auch genau so

Wollen Sie billig wirken? Wenn nicht, dann investieren Sie in Ihre Visitenkarte.

Investieren Sie Zeit und Geld. So lange, bis Sie diese lieben. Wann haben Sie genug investiert? Es gibt einen kleinen Trick: Wenn es für Sie ein so schönes Kunstwerk ist, dass Sie Ihrem Kind nicht einfach ein Exemplar zum Spielen geben, weil es dafür zu wertvoll ist.

2. Alle wichtigen Infos sollten auffindbar sein

Nach einem Vortrag in St. Pölten hatte ich unzählige Visitenkarten (für die Zusendung des kostenfreien Honorarverhandlungsreports) erhalten. Doch auf 4 (von ca 70) Visitenkarten war gar keine e-mail Adresse angegeben. 6 gaben keine Website Information an, oder hatte eventuell gar keine?!

Jede Branche tickt natürlich ein wenig anders. Aber e-mail und Internet sind praktisch überall ein Muss.

Aber es geht noch um ein wenig mehr. Gehen Sie davon aus, das ein flüchtiger Betrachter, ganz ähnlich wie beim Besuch auf Ihrer Internetseite, nur wenige Sekunden damit verbringt, sich folgende Fragen zu beantworten:

1) Wer ist das?
2) Was macht der?
3) Kann ich ihn brauchen?

3. Nutzen Sie die Rückseite

Stellen Sie sich vor, Sie hören im Radio einen 1 minütigen Werbespot. Nur ist er nach 30 Sekunden bereits fertig und dann herrscht Stille. Das ist die Situation und verlorene Chance, wenn Sie die Rückseite Ihrer Karte leer lassen. Dabei kann man dort aktuelles Angebote, einen Slogan, einen Coupon oder URL einbauen. Ich habe z.B. Infos zu meinen Büchern auf der Rückseite angebracht.

4. Nehmen Sie immer Visitenkarten mit

Wo immer Sie Menschen treffen könnten, können Sie Ihre Information ausgeben. Legen Sie sich welche ins Fahrrad, Auto, die Tasche, Sporttasche und zu den Seminarunterlagen. Der interessierte Kunde kann schließlich überall auf Sie lauern. Da sollten Sie vorbereitet sein!

5. Klasse statt Masse beim Austeilen

Bei meinem letzten Verhandlungssparring war eine Unternehmerin dabei, die jedem eine Karte “auf´s Auge drückte”, ob der es denn wollte oder nicht. Beim Aufräumen nach dem Seminar habe ich die Hälfte der Karten verteilt auf Tischen und im Mistkübel wieder gefunden. Diese Aktion war in der Tat zum “kübeln” und brachte weder ihr noch den anderen etwas Positives. Geben Sie Visitenkarten nur an jemanden aus, der sie verdient. Nachdem Sie so viel in Ihre Visitenkarten investiert haben, geben Sie sie auch nur Menschen, mit welchen Sie potenziell zusammenarbeiten wollen. Das erspart Ihnen eine Stalking Nachrede und wirkt nicht so aufdringlich.

Der erste aber wichtige Schritt wäre damit getan. Wenn Sie Honorarverhandlungen noch ein wenig näher ansehen und üben wollen, schauen Sie vorbei bei meinem Event Honorarverhandlungen besser führen – bessere Honorarverhandlungen führen.

Nun aber auf in die nächste Verhandlungsphase. Viel Erfolg!